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Erklärung über den Humanismus und Frieden

  • post Type / Humanists International News
  • Date / 20 October 2010

Erklärung der Internationalen Humanistischen und Ethischen Union (IHEU, Weltdachverband Humanistischer Organisationen) anlässlich des Symposiums „Religionen und Weltfrieden. Zum Friedens- und Konfliktlösungspotenzial von Religionsgemeinschaften“ vom 20. bis 23. Oktober 2010 in Osnabrück.

Die Internationale Humanistische und Ethische Union (IHEU) repräsentiert mehr als einhundert Humanistische Organisationen aus über 40 Ländern.Als Humanistenglauben wir, dass Menschen ihrem eigenen Leben einen Sinn geben, ohne Berufung auf Götter oder das Übernatürliche, und wir setzen uns ein für die Entwicklung einer humaneren Gesellschaft, die auf Vernunft und Mitgefühl basiert.

Humanisten erkennen, dass Krieg und Gewalt menschliche Probleme sind.Kriege werden von Menschen begonnen und sie können nur durch Menschen beendet werden.

Deshalb haben sich im Laufe der Geschichte und auf der ganzen Welt Humanisten für den Aufbau des Friedens eingesetzt.So erwähnt zum Beispiel die alte Hindu-Erzählung des Mahabharataeinen Humanistischen Lehrer (der materialistischen Charvaka-Schule), der für seine Kritik an der Kriegstreiberei des Königs zum Tode verurteilt wird. Im Westen machten die Epikureer des antiken Griechenland und Rom geltend, dass echter Frieden, in den Worten von Lukrez, “mit Worten, nicht Waffen” geschaffen werden muss.Diese alten Humanisten erkannten, dass echter Friede mehr ist als nur die Abwesenheit von Krieg zwischen Nationen; wahrer Frieden erfordert Toleranz zwischen Gemeinschaften, Respekt zwischen Individuen und letztlich Friede und Harmonie im Herzen der Menschen.

Diese alten Weisheiten haben in der modernen Welt neue Kraft gewonnen und findenihren größten Ausdruck in den Vereinten Nationen.Viele der Gründer der Vereinten Nationen waren Humanisten, darunter: Eleanor Roosevelt und John Peters Humphrey, der die Ausarbeitung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte leitete; Dr. George Brock Chisholm, Mitbegründer und erster Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO); Baron Boyd Orr, Mitbegründer und erster Generaldirektor der Ernährungs-und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen; und Sir Julian Huxley, Mitbegründer und erster Generaldirektor der UNESCO.Es ist kein Zufall, dass die humanistischen, atheistischen und ethischen Organisationen bald nach der Gründung der Vereinten Nationen zusammenkamen, um die Internationale Humanistische und Ethische Union zu gründen. Tatsächlich leitete Sir Julian Huxley den Gründungskongress der IHEU im Jahr 1952.

Während die Vereinten Nationen den endgültigen Mechanismus für die Förderungdes Frieden zwischen den Nationen verkörpern könnten, haben Humanisten die Erkenntnis nie aus dem Blick verloren, dass der Frieden bei dem Individuum beginnt und innerhalb von Gemeinschaften gedeihen muss.

In dem Bestreben, Krieg zu beenden, müssen wir anerkennen, dass echter Friede mehr erfordert als nur die Abwesenheit von Krieg und Gewalt.Ein dauerhafter Frieden muss dynamisch sein,nicht statisch.Wir müssen uns auf die lärmende Ruhe der blühenden Stadt einlassen, dürfen nicht in der stillen Ruhe des Friedhofs Zuflucht suchen.Frieden ist ein aktiver Prozess, ein Weg zur Lösung von Problemen, gerecht und ohne Gewalt.

Folglich können Friedensinitiativen nicht allein den Regierungen überlassen werden.Als Individuen müssen wir für den Frieden arbeiten, in unserem alltäglichen Leben und in unseren Gemeinschaften. Wir müssen auch als Gemeinschaften daran arbeiten, den Frieden zu fördern, sowohl innerhalb der Gemeinschaften als auch zwischen ihnen.

Leider sind sich selbst definierende Gemeinschaften oft besser darin, den Frieden zwischen ihren Mitgliedern zu fördern, als den zwischen ihnen und anderen Gruppen. Zu leicht schlägt der gesunde Stolz auf die eigenen Traditionen um in ungesunden Wettbewerb oder gar Verachtung anderer Traditionen. Wir müssen ständig bestrebt sein, derlei Spaltungen zu überwinden und gemeinsam die Wahrung der Menschenrechte und menschlicher Werte sicherzustellen.

Als Humanisten können wir stolz sein auf jemandem wie den Dichter Percy Bysshe Shelley, der, obwohl wegen seines ausgesprochenen Atheismus verfolgt, nie seine Überzeugung aufgegeben hat, dass Gerechtigkeit durch friedlichen Widerstand zu erreichen sei. Tatsächlich nannte Mohandas Gandhi oft Shelley als Inspiration für seine eigenen Ideen des gewaltfreien Widerstands.Doch Gandhi, eingläubiger Hindu, und Martin Luther King, ein christlicher Pastor, der Gandhis Methoden des zivilen Ungehorsams bewunderte, waren weitaus erfolgreicher als Shelley bei der Verwirklichung politischer Gerechtigkeit durch gewaltfreie Aktionen. Also lassen wir unsere gegenseitigen Differenzen Beiseite und erinnern uns daran, dass Gandhi und King und alle anderen erfolgreichen Friedensinitiativen friedlichen Wandel erreichen konnten als ein Teil von Koalitionen, die Vertreter unterschiedlicher Weltanschauungen vereinigten, humanistischer wie auch religiöser.

Wir begrüßen daher die Konferenz zum Thema „Religionen und Weltfrieden. Zum Friedens- und Konfliktlösungspotenzial von Religionsgemeinschaften.“Aber wir fordern, dass jede künftige Konferenz selbst ein Beispiel für die Integration setzt, indem Vertreter der HumanistischenTradition eingeladen werden, um zu der Frage, wie dauerhafter Frieden geschaffen werden kann, ihren Beitrag zu leisten und aus den Diskussionen zu lernen.

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